Diversity-Management im Gesundheitswesen: Wie Vielfalt Ihr Unternehmen bereichert

Donnerstag, 19 Mai 2022 15:30

Ein strukturiertes Diversity-Management fördert die Arbeitsleistung und Zufriedenheit der Mitarbeitenden, was sich wiederum positiv auf das Wohlbefinden von Patient*innen bzw. Bewohner*innen sowie die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens auswirkt. Wir zeigen Ihnen, wie Sie personelle Vielfalt am Arbeitsplatz erfolgreich managen.  

In vielen Branchen wird die Bedeutung von Diversity – und dem richtigen, aktiven Umgang mit Vielfalt – heute noch unterschätzt. Dabei kann Diversität viele positive Effekte auf die Unternehmensentwicklung haben. Für das Gesundheitswesen belegen internationale Studien: Geschlechts-, alters- und wertespezifische Vielfalt sind wesentliche Erfolgsfaktoren für die Arbeitsleistung, Zufriedenheit innerhalb des Teams und die Innovation der Arbeitsabläufe und -organisation. Unternehmen brauchen dafür jedoch auch Strukturen, in denen sich die Potenziale aller Mitarbeitenden entfalten können. Erfahren Sie jetzt, wie Sie Diversity Management in Ihrer Gesundheitseinrichtung erfolgreich und nachhaltig verankern.

So bereichert Vielfalt Organisationen im Gesundheitswesen

Personelle Diversität bereichert Unternehmen vor allem durch das Zusammenbringen verschiedener Perspektiven, Meinungen und Vorstellungen. Insbesondere bei der Lösung von Problemen können unterschiedliche Herangehensweisen berücksichtigt werden, was wiederum die Innovationsfähigkeit im Team erhöht. Gleichermaßen verringert sich auch die Gefahr einer Betriebsblindheit, wenn vielfältige Mitarbeitende neue Impulse setzen. Wird Vielfalt frei von Diskriminierung gelebt, trägt sie darüber hinaus zur Mitarbeiterbindung, Kundenorientierung und Arbeitsmoral bei. Ein Team, das Diversity in der alltäglichen Arbeit lebt, fördert auch den Aufbau eines positiven Images und das Unternehmen positioniert sich so als attraktiver Arbeitgeber, wodurch die Suche nach qualifizierten Fachkräften erleichtert wird. Die Verbesserung der Arbeitsleistung und -abläufe beeinflusst letztendlich auch den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens auf positive Weise.

Effekte des Diversity Managements auf Unternehmen

Diversity: Was bedeutet das?

Diversity bedeutet, die Vielfalt von Menschen in der Gesellschaft anzuerkennen und wertzuschätzen. Vielfalt hat dabei viele Dimensionen, dazu gehören:

  • Ethnische Herkunft & Nationalität
  • Soziale Herkunft
  • Geschlecht & geschlechtliche Identität
  • Alter
  • Sexuelle Orientierung
  • Religion & Weltanschauung
  • Körperliche und geistige Fähigkeiten

Diversity-Management orientiert sich nicht an personenbezogenen Defiziten oder versucht, Lösungen für vermeintliche Probleme aufzuzeigen. Vielmehr geht es darum, Beschäftigte mit ihren unterschiedlichen Stärken zusammenzubringen und die verschiedenen Informationen, Sichtweisen und Erfahrungen gezielt miteinander zu verknüpfen.

Die Dimension Alter spielt beispielsweise in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft eine große Rolle: Dort arbeiten besonders viele Mitarbeitende mit langjähriger Betriebszugehörigkeit. Gleichzeitig gilt es, aufgrund des Personalmangels möglichst viele junge Menschen für die Arbeit in diesen Berufen zu begeistern. In altersgemischten Teams treffen unterschiedliche Werte, Einstellungen und Erfahrungslevel aufeinander. Das kann herausfordernd und anstrengend sein, aber auch bereichernd, weil viele Perspektiven und neue Ideen in die Arbeit mithineingebracht werden.

Orientieren Sie sich an folgenden Fragen und finden Sie heraus, welche Rolle Altersdiversität in Ihrer Organisation bereits spielt:

  • Was ist das Durchschnittsalter in Ihrer Einrichtung?
  • Gibt es Unterschiede in verschiedenen Berufsgruppen?
  • Welche Altersgruppen sind unterrepräsentiert?
  • Haben Sie Erfahrungen mit Umschulungen in Ihrem Unternehmen?

Mehr zum Thema Altersdiversität und Generationenmanagement in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft erfahren Sie hier.

Mehr als Maßnahmen: Diversity Management strategisch umsetzen

Setzen Sie auf ganzheitliche Konzepte, die Sie in den Strukturen der Organisation verankern und mit denen Sie systematisch auf verschiedenen Ebenen Vielfalt und Chancengleichheit fördern. Einzelne Maßnahmen zum Umgang mit Diversität sind gut, können aber oft nur kurzfristig dazu beitragen, das Arbeitsumfeld der Mitarbeitenden und die Betreuung von Patient*innen zu verbessern und für beide Gruppen eine diskriminierungsfreie, gleichberechtigte und wertschätzende Umgebung zu schaffen. Diversity-Management sollte darüber hinaus auf Ihre Organisation und die Mitarbeitenden zugeschnitten sein sowie tief im Wertekatalog oder in den ethischen Leitlinien verankert werden.

Mithilfe der folgenden drei Schritte gelingt es Ihnen, Diversity-Management erfolgreich in Ihrer Einrichtung zu etablieren:

Schritt 1 – Bestandsaufnahme: Erfassen Sie zunächst systematisch die personelle Vielfalt und den bewussten Umgang mit den Kompetenzen Ihrer Beschäftigten, z. B. anhand von bereits vorliegenden Mitarbeiterdaten oder durch eine Fragebogenerhebung.

Orientieren Sie sich dabei u. a. an folgenden Fragen:

  • Werden verschiedene Wege zur Personalgewinnung genutzt?
  • Was tut die Organisation/Einrichtung bereits für das Thema und für die vielfältigen Mitarbeitenden?
  • Gibt es Angebote zur Gesundheitsförderung und Arbeitsplatzgestaltung?
  • Werden die individuellen Wünsche der Beschäftigten im Rahmen des Möglichen berücksichtigt z. B. Silver-Worker-Konzepte?

Schritt 2 – Umsetzung: Als Nächstes geht es daran, einen vielfältigen Arbeitsplatz aufzubauen und diversitätssensible Konzepte, Messinstrumente und Materialien einzusetzen. Diese sollten individuell sowie im Einklang mit der Unternehmens- und Personalpolitik ausgewählt werden. Orientieren Sie sich bei der Auswahl passender Konzepte und Werkzeuge u. a. an diesen Fragen:

  • Gibt es eine Vertrauensperson?
  • Bieten Sie den Mitarbeitenden und Patient*innen mehrsprachige Materialien an?
  • Was tut Ihre Organisation für alter(n)sgerechtes Arbeiten?
  • Wo setzt sich die Organisation für mehr Vielfalt ein?
  • Bieten Sie diversitätssensible Trainings an? Sind Ihre Beschäftigten zu dem Thema geschult?

Tipp: Integrieren Sie Diversity-Management strategisch in Ihr Gesundheitsunternehmen. Im Idealfall gibt es in größeren Organisationen eine eigene Abteilung, die sich mit der Thematik und Umsetzung von Maßnahmen befasst. Diese sollte entweder strukturell in die Personalabteilung eingebunden sein oder eng mit ihr zusammenarbeiten.

Schritt 3 – Kontinuierliche Weiterentwicklung: Machen Sie sich bewusst, dass der Umgang mit sowie die gezielte Förderung von Vielfalt im Gesundheitswesen Teil eines Lernprozesses sind.

Beachten Sie: Diversity ist kein Selbstläufer! Für die Zusammenarbeit in vielfältigen Teams sind Strukturen und Rahmenbedingungen, die das Miteinander auf Augenhöhe ermöglichen, wesentliche Voraussetzungen. Sie werden benötigt, um mögliche Konflikte schnell zu lösen oder gar nicht erst aufkommen zu lassen. Eine diskriminierungsfreie und wertschätzende Betriebskultur schafft die Basis dafür, dass die Mitarbeitenden ihre Potenziale entfalten können und sich niemand aus Angst vor Ablehnung verstecken muss. Geben Sie Ihrem Team z. B. regelmäßig die Möglichkeit zum gegenseitigen Erfahrungsaustausch. Aber auch beim täglichen Umgang mit Patient*innen spielt Toleranz eine wichtige Rolle – denn auch die Patientenstruktur ist heterogen und von Vielfalt geprägt.

Diversitätssensible Pflege ist ein Thema mit wachsender Bedeutung: In Episode 48 des Podcasts Zukunft der Pflege erfahren Sie, was darunter zu verstehen ist. ? Hören Sie jetzt rein!

Tipp: Etablieren Sie Stellen innerhalb Ihrer Organisation, an die sich Mitarbeitende sowie Patient*innen bzw. Bewohner*innen bei Diskriminierung angstfrei wenden können. Setzen Sie z. B. eine Vertrauensperson ein oder schulen Sie Ihre Führungskräfte im Umgang mit kulturell bedingten Konflikten.

Best Practices aus dem Gesundheitswesen

Bei der Umsetzung von Maßnahmen und Konzepten für mehr Toleranz und Vielfalt sind Strategie und Kreativität gefragt. Die folgenden Kliniken zeigen, wie Diversity erfolgreich in den Arbeitsalltag im Gesundheitswesen integriert werden kann:

  • Universitätsklinikum Köln: hat ein LGBTQ-Netzwerk; berücksichtigt religiöse Feiertage im Dienstplan; ermöglicht längere Heimaturlaube und fördert Frauen in oberen Führungsebenen durch u. a. Mentoring-Programme.
  • Uniklinikum Mannheim: Schult alle Führungskräfte im Umgang mit Konflikten, deren Ursachen in kulturellen Unterschieden liegen. Für alle Mitarbeitenden steht ein Programm mit verschiedenen Seminaren zur interkulturellen Kompetenz zur Verfügung. Zudem ist eine konfliktbeauftragte Person verfügbar, die zur Seite stehen kann.
  • München Klinik GmbH: gründete ein LGBTQI*-Netzwerk und erhöhte damit die Sichtbarkeit von lesbischen, schwulen, bi-, trans-, intersexuellen und queeren Mitarbeitenden. Dies half auch bei der Mitarbeitergewinnung.

Mit einem strukturierten Diversity-Management bringen Sie mehr Vielfalt in Ihr Team und bereichern so das gesamte Unternehmen. Starten Sie jetzt!

Text: Patricia Beck/Katharina Ommerborn
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Johannes Technau

Portrait von Johannes Technau, Organisationsberater, der contec

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