Ausfallmanagement – unverzichtbar in der Corona-Krise

Ausfallmanagement
Donnerstag, 26 März 2020 08:49

Die Corona-Krise verlangt Pflegeunternehmen und speziell den Mitarbeitenden vor Ort vieles ab. Ein gutes Ausfallmanagement ist jetzt – und auch genrell – ein Muss. Wir geben Ihnen daher Strategien an die Hand, mit denen Sie den Ausfall einplanen und abfangen können. Wenn Sie gerade in der aktuellen Ausnahmesituation auch aktive Unterstützung benötigen, sind wir ebenfalls für Sie da und packen bei Ihnen mit an.

In einer Krisensituation wie der jetzigen geht es für Pflegeunternehmen in erster Linie darum, eine angemessene, qualitativ hochwertige Versorgung der Pflegebedürftigen aufrechtzuerhalten. Im Erleben der pflegebedürftigen Menschen sollte ein Stück Normalität geschaffen und erhalten werden. Entscheidend ist es aber auch, jetzt die Leistungsfähigkeit der beruflich Pflegenden und ihr gutes Zusammenspiel im Team ebenso wie ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden sicherzustellen. Um auf mögliche Ausfälle, bedingt durch die Corona-Krise, durch Erkrankungen, fehlende Kinderbetreuung etc., oder auch anders begründete Ausfälle jetzt und in Zukunft vorbereitet zu sein, zeigen wir Ihnen für die stationäre und teilstationäre Pflege erprobte Vorgehensweisen, mit denen Sie sich wappnen können.

Ausfallmanagement: den Ausfall einplanen

  • Teilen Sie Bewohner*innen und Aufgaben ,virtuellen‘ Touren zu, die jeweils mögliche Schichtbesetzungen berücksichtigen. Dieser Ansatz der stationären Tourenplanung bedeutet, dass jede*r zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, um dort eine jeweils passgenaue pflegerische Intervention zu leisten. Dafür sollten Sie die Abläufe in der Station gut kennen bzw. erkennen. Unser Tipp: Visualisieren Sie die geplanten Touren! Mit diesem Ansatz entstehen gute Routinen, die funktionieren und Sicherheit geben, egal wie viele Mitarbeitende zum Dienst erscheinen. Wenn der mögliche Ausfall bereits mit eingeplant ist, verringert sich das Belastungsgefühl der Mitarbeitenden und eine gute Pflegequalität bleibt erhalten.
  • Führen Sie jetzt flexible Arbeitszeitmodelle ein, falls Sie diese noch nicht anbieten. So können Sie Mitarbeitende möglichst umfangreich, im Rahmen ihrer Stundenumfänge, einsetzen (auch trotz geschlossener Schulen und Kitas). Bei der Verteilung der Bewohner*innen und Aufgaben in die oben beschriebenen ‚virtuellen‘ Touren, müssen diese Arbeitszeitmodelle natürlich berücksichtigt werden.
  • Ordnen Sie im Zuge der Verteilung der Bewohner*innen und Aufgaben bei der Grundbesetzung (geplantes Soll) den examinierten Pflegekräften vor allem die Behandlungspflege sowie die administrativen und pflegefachlichen Aufgaben, z. B. die Dokumentation, zu. Wenn nötig, können ihnen morgens noch ein bis zwei Bewohner*innen zugeordnet werden, dies sollte aber möglichst vermieden werden.
  • Betrachten Sie jeden Bewohner bzw. jede Bewohnerin einzeln und teilen Sie alle Leistungen für diese Person nach Muss-, Soll- und Kann-Leistungen ein. Gerade in einer Krise können Sie schauen, welche Tätigkeiten vielleicht vorübergehend ausgeblendet werden können. Das gibt Ihnen eine weitere Möglichkeit, für den Ausfall von Mitarbeitenden zu planen und gewappnet zu sein.
  • Speziell in der aktuellen Situation bedingt durch das Corona-Virus hat sich eine weitere Möglichkeit eröffnet. Sie können die verringerten (aber zeitlich begrenzt geltenden) Vorgaben zu den Personalschlüsseln seitens der Bundesregierung nutzen. Es können damit aktuell Mitarbeitende mit geringen bis keinen Qualifikationen eingestellt werden. Hierbei ist auch eine nachhaltige Wirkung denkbar: Suchen Sie aktiv nach denen, die gerade freiwillig helfen wollen. Binden Sie diese durch eine gute Einarbeitung an Ihr Unternehmen. Durch geplante Qualifizierungen und sogar Ausbildungen können Sie diese Personen für Ihr Unternehmen nachhaltig als wertvolle Mitarbeitende gewinnen! (→ zum Maßnahmenpaket der Regierung)

Es ist nicht zu spät!

Die Mitarbeitenden stehen jetzt stark unter Druck und ihnen wird besonders viel abverlangt. Eine gute, zielgerichtete und wertschätzende Kommunikation mit den Mitarbeitenden spielt daher gerade in Krisenzeiten eine zentrale Rolle. Ebenso sollte den Pflegenden nach wie vor in ausreichendem Maße Eigenfürsorge ermöglicht werden – und sie sollten Selbstwirksamkeit erfahren. Geben Sie Ihren Mitarbeitenden gerade jetzt mehr Verantwortung. Jeder im Team kann Führung übernehmen. So können Mitarbeitende positiv eingebunden und Führungskräfte entlastet werden.

Selbst wenn Sie bisher noch über kein gutes Ausfallmanagement verfügen: Es ist nicht zu spät, jetzt einzulenken, um leistungsfähig zu bleiben und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden sowie der Pflegebedürftigen zu sichern!

Text: Ute Cichos/Tim Kirchhoff
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