Kurz gefragt: Was muss 2023 in der Pflege passieren?

contec forum Podium
Donnerstag, 02 März 2023 15:21

Die Erwartungen an die nächsten Reformschritte für die Pflege in Deutschland waren und sind aufgrund der zahlreichen Herausforderungen hoch. Der zuletzt bekanntgewordene Referentenentwurf zur Pflegereform rief allerdings in der Branche auch viele kritische und enttäuschte Stimmen hervor. Welche Veränderungen Vertreter*innen aus Politik, Verbänden, Wissenschaft und Praxis beim 19. contec forum Ende Januar für 2023 für die Pflege als zentral formulierten, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Der Ende Februar bekanntgewordene Referentenentwurf zur Pflegereform sieht Entlastungen für Pflegebedürftige (u. a. ab Januar 2024 mehr Pflegegeld und höhere ambulante Sachleistungsbeträge sowie höhere Leistungszuschläge zur Reduzierung der Eigenanteile in der stationären Pflege) vor. Gleichzeitig sind „moderate“ Beitragserhöhungen zur Stabilisierung der Pflegeversicherung bereits ab Juli 2023 geplant. Weitere Themen des Entwurfs sind z. B. die Förderung von guten Arbeitsbedingungen in der Pflege oder auch die Schaffung eines Kompetenzzentrums Digitalisierung und Pflege.

In der Branche werden, auch als Reaktion auf den Entwurf, die vielstimmigen Forderungen nach einem viel grundlegenderen Wandel noch einmal lauter – insbesondere auch die Forderung nach einer Strukturreform der Pflegeversicherung. Auch beim diesjährigen 19. contec forum in Berlin zeigte sich bei allen Beteiligten der Wille, mutig Veränderung zu gestalten.

Impulse, Forderungen und Visionen für Veränderungen in der Pflege

Beim traditionellen Pflege-Branchentreff von contec zum Jahresbeginn haben wir einige der Referent*innen vor Ort „Kurz gefragt“, was 2023 aus ihrer Sicht in der Pflege dringend passieren muss, welche Schwerpunktthemen sie persönlich sehen oder auch, was sie der Pflege, in wenigen Worten verpackt, mitgeben wollen.

  • Dr. Stefan Arend, Institut für Sozialmanagement und Neue Wohnformen, formuliert Wünsche an die Pflegefee – darunter ein Zusammendenken und Nutzen bestehender elaborierter Konzepte und fundierter Erkenntnisse für eine wirklich tiefgreifende Pflegereform.
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  • Claus Bölicke, AWO Bundesverband e. V., legt den Fokus auf das zentrale Thema Personal gewinnen und auch halten – für eine (noch) bessere Pflegequalität.
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  • Annemarie Fajardo, Institut für Pflege, Altern und Gesundheit e. V. (IPAG), rückt die Perspektive der Gesundheitsfürsorge und -daseinsvorsorge gegenüber dem Fokus auf Krankheit in den Vordergrund.
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  • Dr. Sven Halldorn, bpa Arbeitgeberverband e. V., hält den Bürokratieabbau für eine zentrale und dringende Aufgabe und fordert zudem einen Belastungsstopp für die Pflege in diesem Jahr.
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  • Dirk Heidenblut, SPD MdB und Mitglied im Gesundheitsausschuss, stellt neben den Themen Personalbemessung, Personalqualifizierung und -kompetenz sowie mehr Zuwanderung die Unterstützung pflegender Angehöriger als zentrales Anliegen heraus.
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  • Prof. Dr. Margot Käßmann nimmt als Theologin das größere Ziel in den Blick, Pflege mit Mut so zu verändern, dass Menschen mit Respekt und Würde leben können – bis zum Schluss.
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  • Melanie Philip, Institut für Pflege, Altern und Gesundheit e. V. (IPAG), regt an, Pflege viel stärker im Sozialraum zu denken, u. a. durch örtliche Pflegekonferenzen, um Versorgungssicherheit nachhaltig zu gestalten.
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  • Prof. Dr. Heinz Rothgang, SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik, Universität Bremen, fordert verbindliche Zusagen in den nächsten Schritten zur Umsetzung des neuen Personalbemessungsverfahrens in der stationären Langzeitpflege sowie die Begrenzung der Eigenanteile durch eine absolute Begrenzung des Sockels.
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  • Dr. Martin Schölkopf, BMG | Leiter der Abteilung Pflegeversicherung und -stärkung, zeigt zwei große Aufgabenpakete auf, die Aufgleisung ausstehender Maßnahmen aus dem Koalitionsvertrag und entsprechende Umsetzungsprioriräten mit Blick auf die Finanzsituation der Pflegeversicherung und gesamtökonomische Herausforderungen –sowie die Umsetzung der bereits angestoßenen Maßnahmen.
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  • Kordula Schulz-Asche, pflege- und altenpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, fokussiert die Umsetzung wesentlicher Punkte des Koalitionsvertrags, um mit Blick auf den demografischen Wandel und auf Grundlage der professionellen Pflege hochwertige Versorgung zu sichern.
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  • David-Ruben Thies, Geschäftsführer der Waldkliniken Eisenberg GmbH, motiviert die Pflege, für sich selbst Klarheit zu schaffen, um dann mutig voranzugehen und Eigenverantwortung zu übernehmen, dort wo andere nicht zur Stelle sind.
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  • Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats, hält die Umsetzung der Personalbemessungsverfahren in der Altenpflege und im Krankenhaus für zentral und fordert ebenso die Weichenstellung für eine vernünftige Akademisierungssituation der Pflege in Deutschland.
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  • Nicole Westig, pflegepolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, sieht die Einbindung der Pflege in die Digitalisierungsstrategie als zentral an, ebenso wie die Themen Pflegeausbildung, Standards für die Pflegeassistenz sowie Akademisierung.
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Mehr Inhalte vom 19. contec forum

Eine Nachlese zu den Inhalten und Schwerpunkten des 19. contec forums finden Sie hier. Visuelle Impressionen der zweitägigen Veranstaltung haben wir außerdem in einem kleinen ▶️ Recap-Video eingefangen – mit dem wir Sie bereits jetzt ganz herzlich zur 20. Jubiläumsedition des contec forums im kommenden Jahr einladen!

Titelfoto: © contec GmbH/Philip Schunke
Interviews: Linda Englisch/Philip Schunke

Patrick Weiss

Portrait von Patrick Weiss, Marktfeldleiter Pflegeunternehmen, der contec GmbH

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