

Fehlbesetzungen sind oft mit hohen Kosten verbunden – auch über Geld hinaus. Die richtige Besetzung von Schlüsselpositionen oder die gezielte Entwicklung von Potenzialträger*innen mithilfe von Potenzialanalysen können dagegen zum Erfolg Ihrer Organisation entscheidend beitragen. Erfahren Sie in diesem Beitrag alles über die Potenzialanalyse: Methoden und Instrumente, Anwendungsszenarien, Beispiele.
Wie entscheiden Sie eigentlich in Ihrer Organisation, ob eine Person für eine freie oder neugeschaffene Stelle passend ist? Wie schätzen Sie Entwicklungspotenziale Ihrer Mitarbeitenden und Führungskräfte ein? Was tun Sie, um Fehlbesetzungen zu vermeiden?
Der Erkenntniswert von Potenzialanalysen ist mit Blick auf diese Fragen enorm. Das gilt sowohl für Unternehmen und Organisationen, die Stellen richtig besetzen wollen als auch für Mitarbeitende und Kandidat*innen, die in einem Job passend zu ihrem individuellen Potenzial arbeiten wollen.
Worum geht es genau? Der Begriff Potenzialanalyse steht, einfach gesagt, für die systematische Untersuchung spezifischer Kompetenzen einer Person mithilfe von geeigneten Methoden. Ziel ist es dabei, die Kompetenzen mit zuvor genau definierten Anforderungen abzugleichen, um entweder eine Auswahl (z. B. Stellenbesetzung) fundiert zu treffen oder eine Entwicklung (z. B. zur Führungskraft) sinnvoll zu planen.
Potenzialanalysen fußen auf einem „Soll-Ist“-Abgleich. Vorab müssen die Beteiligten also immer Kompetenzen festlegen, die mit den gewählten Methoden untersucht bzw. beobachtet werden sollen. Entsprechend geht es nicht darum, „den*die Beste*n“ zu finden, sondern vielmehr die Person, die am besten zu den gesetzten Anforderungen passt.
ℹ️ Wichtig ist auch die Abgrenzung zu einer Leistungsbeurteilung: Diese bezieht sich auf Leistungen in der Vergangenheit, im tatsächlichen Arbeitssetting. Der Begriff „Potenzial“ in Potenzialanalysen zeigt deutlich, dass in einem solchen Verfahren Entwicklungsmöglichkeiten abgeleitet werden können. Potenzialanalysen sind losgelöst vom Arbeitsalltag – dabei aber praxisnah – und werden bewusst nicht von der Führungskraft durchgeführt.
Die Kosten einer „Fehlbesetzung“ sind hoch. Gemeint ist dabei eine Besetzung, bei der eine Person nicht richtig zu den individuellen Anforderungen einer Position oder Aufgabe passt. Die Folgen sind nicht nur monetärer Art: Es besteht auch das Risiko, fähige Mitarbeitende oder Führungskräfte zu verlieren, die an anderer Stelle besser eingesetzt wären. Auch negative Auswirkungen auf die gesamte Organisation, z. B. durch hohe Fluktuation, sind bei einer schlechten Passung denkbar. Nicht selten kommt es auch dazu, dass gute Mitarbeitende bzw. Führungskräfte gehen, weil ihnen keine Entwicklungsperspektiven aufgezeigt werden.
Mit Potenzialanalysen lassen sich unterschiedliche Problemstellungen und Situationen angehen, immer im Kontext der Auswahl geeigneter Bewerber*innen oder der Entwicklung von Mitarbeitenden. ℹ️ Auch für Organisationen der Gesundheits- und Sozialwirtschaft und ihre Einrichtungen haben sie einen großen Mehrwert | Hier geht’s direkt zum Praxisbeispiel
Ein guter Anlass kann beispielsweise die Nachbesetzung einer langjährigen Führungskraft, die Entwicklung einer aufstrebenden Fachkraft, die Besetzung einer sehr spezifischen Stelle oder auch die Neuaufstellung eines ganzen Führungsteams im Zuge einer Neuausrichtung sein. Die Anwendungsfälle im Detail:
Eine konkrete Frage könnte in diesem Kontext sein, wohin Sie eine*n Potenzialträger*in entwickeln können, um die Person erfolgreich in der Organisation zu halten: Welche Funktion passt zu ihm oder ihr? Ein anderer häufiger Fall ist der, dass Sie eine Schlüsselfunktion nicht extern besetzen können, oder möchten, und sich deshalb fragen, wen von den eigenen Mitarbeitenden oder Führungskräften Sie dorthin entwickeln können.
Daran schließt sich die Frage an, welche Fähigkeit die Person entwickeln muss. Als Ergebnis von Potenzialanalysen lassen sich hierfür Entwicklungspläne ableiten. Das hilft, die Gefahr von Überforderung von vorneherein zu minimieren. Ebenfalls ist es denkbar, dass Mitarbeitende oder Führungskräfte sich entwickeln wollen, aber nicht klar ist, wohin. Dann muss erst einmal geklärt werden, was entwickelt werden soll und wo überhaupt die Stärken und die Entwicklungsfelder einer Person liegen.
In einem Veränderungsprozess werden Sie herausfinden müssen, wer aus Ihrer Führungsmannschaft welche neue Rolle künftig einnehmen will und kann. Sie werden schauen müssen, wer welche Anforderungen erfüllt, um den Weg zu einer veränderten Organisation mitzugehen.
Nur indem Sie Ihre Führungsmannschaft im Ganzen – und vor allem auch im Einvernehmen, also in gemeinsamer Sache mit dieser – unter die Lupe nehmen, können Sie Ihr Führungsteam für die Herausforderungen passend aufstellen. Das ist für die Organisation wie auch für die Zufriedenheit der beteiligten Führungspersonen entscheidend.
Dann lohnt es sich, mit Methoden der Potenzialanalyse eine Passung von Kompetenzen und Anforderungen Ihrer Stelle sicherzustellen. Dafür erfordert es mehr als das Wissen darüber, dass die Person bereits zuvor eine ähnliche Stelle besetzt hat. Die eingesetzten Methoden bringen sowohl der Organisation als auch Bewerber*innen einen Erkenntniswert und sind, für beide, Grundlage fundierter und tragfähiger Entscheidungen (mehr dazu, s. Kapitel 3.)
ℹ️ Auch Potenzialanalysen können letztendlich keine Garantien geben – sind aber eine gute Methode, um das Risiko von Fehlbesetzungen zu minimieren. Eine einhundertprozentige Passung, gleich von Beginn an, ist ebenfalls nicht häufig anzutreffen. Doch mit den richtigen Methoden wird bei der Besetzung klar, wo die Lücken liegen, sodass diese entsprechend entwickelt werden können – und dann oft ein perfekter Fit erreicht werden kann.
Auszubildende durchlaufen heute in vielen Branchen komplexe und aufwendige Verfahren, mit denen Unternehmen ihre Eignung prüfen. Die Eignung von Vorständ*innen und Geschäftsführungen oder andere wichtigen Führungspositionen wird derweil in vielen Unternehmen nur anhand eines oder mehrerer Interviews beurteilt. Dabei können die Suchenden dann nur theoretisch über das Verhalten der Kandidat*innen sprechen, anstatt dieses aktiv zu beobachten.
Es ist paradox, und zugleich nachvollziehbar. Der Hauptgrund, aus dem sich viele Organisationen gerade bei der Besetzung von Führungspositionen gegen Potenzialanalysen entscheiden, oder gar nicht darüber nachdenken, ist die schwierige Lage des Bewerbermarkts. Die meisten Organisationen sind froh, wenn sich überhaupt geeignete Kandidat*innen bewerben. Die Suchenden befürchten, die wenigen Kandidat*innen mit Potenzialanalysemethoden abzuschrecken. Denn, das ist nicht zu verkennen, Potenzialanalysen haben bei Bewerber*innen (leider) oft nicht den besten Ruf.
Hier ist die richtige Umsetzung entscheidend: Um Potenzialanalysen mit Gewinn für alle Beteiligten einzusetzen und durchzuführen, braucht es entsprechende Kompetenzen, Erfahrung und eine Auseinandersetzung mit der Organisation und ihren Anforderungen. Mit diesen Voraussetzungen und mit individuell für die Organisation erstellten Aufgaben, kann sich der oder die Kandidat*in bereits mit den Herausforderungen der Organisation vertraut machen. Er*sie lernt etwas über die eigenen Stärken und Entwicklungsfelder und bekommt einen wertvollen Eindruck davon, ob die Organisation zu ihm*ihr passt.
Die häufige Annahme, dass die fachliche Eignung gesetzt ist, wenn eine Person z. B. bereits die gleiche Funktion in einer anderen Organisation innehatte, mag in einigen Fällen zutreffen. Doch hier lohnt sich immer der kritische Blick. Nehmen wir an, Sie wollen eine Geschäftsführung mit einer in dieser Position erfahrenen Person besetzen: Wie evaluieren Sie, ob der vorherige Job gut gemacht wurde und die Eignung besteht? Auf welcher Basis können Sie sichergehen, dass die vorherigen Führungskräfte und Mitarbeitenden die Geschäftsführung auch als „gut“ bewerten würden? Wie können Sie wissen, welche Ziele es in der Position gab und ob diese auch umgesetzt wurden?
Sicherlich lassen sich oft über Netzwerke und Kontakte wertvolle Informationen gerade über etablierte Persönlichkeiten aufgreifen. Aber auch hier sollten Sie, im eigenen Interesse, stets fragen: Wie zutreffend sind diese Aussagen bezogen auf die individuellen Anforderungen Ihrer Organisation? Besonders in Schlüsselpositionen ist die Verantwortung für Mitarbeitende und Kund*innen so groß, dass diese, so unsere Überzeugung, immer mit einer entsprechend großen Sorgfalt besetzt werden sollten.
ℹ️ Eine wichtige Voraussetzung muss bei all dem ebenfalls gegeben sein, damit Potenzialanalysen gut funktionieren und für alle gewinnbringend verlaufen können: Vertrauen, Fehlerkultur und Lernkultur sollten in der Unternehmenskultur verankert sein und im Unternehmen auch gelebt werden.
Will man den Erkenntnisgewinn durch Potenzialanalysen für sich nutzen, kommen verschiedene Instrumente und Methoden in unterschiedlicher Kombination in Frage. Die richtigen Methoden ergeben sich aus der individuellen Fragestellung, vor der die Organisation steht. Schauen wir uns die Möglichkeiten, Kompetenzen systematisch zu untersuchen, genauer an:
Interviews können als wertvolles Instrument der Potenzialanalyse zum Einsatz kommen – und zwar halbstrukturiert und multimodal. Es gibt also einen Interviewleitfaden, aber nach Bedarf werden Themen vertieft.
Rollenspiele stellen eine spannende Möglichkeit dar, im Zuge der Potenzialanalyse vor allem Verhalten zu beobachten. Es handelt sich dabei um die Simulation einer sozialen Interaktion.
Mit Fallstudien lassen sich wertvolle Erkenntnisse über die Passung von Kandidat*in und Position erarbeiten, die insbesondere einen engen Praxisbezug ermöglichen.
Der*die Kandidat*in durchläuft z. B. einen Persönlichkeitstest bzw. ein Profiling-Instrument (z. B. „ProfileXT®“) oder auch einen Intelligenztest. Die Instrumente helfen dabei, einen objektiven Abgleich zwischen Anforderungsprofil und Ausprägung zu schaffen.
Die Chancen und vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Potenzialanalysen für die Sozialwirtschaft zeigt u. a. das folgende Beispiel einer anspruchsvollen Besetzung, bei der wir einen Kunden begleiten durften. Die zu besetzende Funktion war eine geteilte Stelle (je zu 50 Prozent):
Insbesondere für die Funktion der Oberin war das gewählte Auswahlverfahren ein außergewöhnliches. Der Vorstand entschied sich für eine Potenzialanalyse, da zu der ausgeschriebenen Stelle auch das Freiwilligenmanagement gehört und das Anforderungsprofil damit besonders komplex war. Zum Anforderungsprofil gehörten z. B. Kompetenzen wie die Identifikation mit den Werten der Organisation, Empathie, die Fähigkeit, sich selbst weiterzuentwickeln sowie Innovationsvermögen.
Mehrere Bewerber*innen interessierten sich für die Position. Bereits im Vorfeld hatte ein ausführliches Briefing über den Hintergrund des Verfahrens stattgefunden. Die Transparenz stärkte nochmals die vorhandene Bereitschaft der Bewerber*innen, am Verfahren teilzunehmen.
Ein Kennenlernen mit der Schwesternschaft und anderen Gremien gehörte darüber hinaus auch zum Verfahren. Hier ging es darum, zu sehen, ob auch „die Chemie“ stimmt – ob also eine persönliche Passung neben der Passung im Sinne der Anforderungen gegeben ist. Es gab mehrere qualifizierte Kandidat*innen und die im Verfahren ausgewählte Person sahen Schwesternschaft und weitere Gremien als geeignet an. Die Stelle konnte so im Verfahren erfolgreich besetzt werden.
? Tipp: Ein weiteres Praxisbeispiel aus einem Projekt gemeinsam mit den Nordeifelwerkstätten (Management-Audit) lesen Sie hier.
Organisationen wie auch Kandidat*innen profitieren von einer Potenzialanalyse. Letztere sind oftmals anschließend positiv überrascht und dankbar für die gewonnenen Erkenntnisse. Dennoch ist eines klar: Niemand lässt sich gerne intensiv beobachten und beurteilen. Daher ist ein umsichtiger Einsatz der Methoden von größter Bedeutung.
Sie wollen eine Schlüsselposition fundiert besetzen, Mitarbeitende mit Potenzial entwickeln oder Ihr Führungsteam neu aufstellen? Sprechen Sie uns an!
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